Κυριακή 4 Μαΐου 2014

ΑΥΣΤΡΙΑΚΗ Die Presse:ΝΑΞΟΣ Ο ΠΕΙΡΑΣΜΟΣ ΕΙΝΑΙ ΜΕΓΑΛΟΣ

Kykladen: Vulkanwelten

Inselidyll.  Die bunten Bootsgaragen prägen die Szenerie auf Milos.
Inselidyll. Die bunten Bootsgaragen prägen die Szenerie auf Milos. / Bild: (c) Sascha Rettig 
Weiße Kuben, azurblaues Meer, karge Mondlandschaften und unzählige Strände: Die Kykladen bestechen durch ihre Vielfalt.
   (Die Presse - Schaufenster)
Die Fähre legt nachts auf Santorini an. Unter Sirenenalarm öffnet sich das große Tor, und im Strom zahlreicher Passagiere rollen wir die Koffer von Bord. „Es ist gut, dass ihr in der Nacht ankommt“, grinst Theofilos, der Tourguide, zu Beginn des ersten von vier Insel-Hopping-Stopps auf den griechischen Kykladen, dieser in die Ägäis getröpfelten Inselgruppe. Doch seine Begeisterung ist für uns angesichts der Uhrzeit nicht wirklich nachvollziehbar. 
„Doch, doch, wartet mal ab.“ Und tatsächlich: Keine sechs Stunden später, nachdem mit einem Schwung die Fensterläden geöffnet sind, breitet sich plötzlich das größte Verkaufsargument aus, das Touristenmassen aus der ganzen Welt  anzieht. Es ist der spektakuläre Blick in die mächtige Caldera, die vor langer Zeit vom Meer geflutet wurde. Vom Vulkan selbst sind nach der gewaltigen Eruption 1500 vor Christus nur noch Teile übrig geblieben. 

Doch bis heute ist das große Vulkanrund vom Kraterrand aus erkennbar, auf den sich die Orte mit ihren typischen weißen Häuschen im kubistischen Kykladenstil wie Neuschnee legen. Gar nicht weit vom Ufer sieht man zudem Nea Kameni, einen schwarzen Vulkanklecks. Die Ausflugsboote dorthin legen im Hafen der Inselhauptstadt Fira ab. Statt die Seilbahn zu nehmen, drängeln wir uns an unzähligen Mulis auf dem serpentinenreichen Eselweg vorbei und finden uns kurz darauf inmitten einer aufgeregt für Fotos posierenden chinesischen Reisegruppe wieder, die auf einem Touristenboot Richtung Nea Kameni ablegt. Nach einer kurzen Überfahrt schreitet Guide Manousis mit stoischer Gelassenheit auf dem kargen Eiland voran, um den aktiven Vulkan zu präsentieren. 
Vulkanspuren. Auf Santorini ist das Vulkangestein allgegenwärtig. Typische weiß-blaue Häuser liegen auf dem Gipfel.Vulkanspuren. Auf Santorini ist das Vulkangestein allgegenwärtig. Typische weiß-blaue Häuser liegen auf dem Gipfel. / Bild: (c) Sascha Rettig 
Auf Santorini gibt es aber durchaus auch Leben hinterm Kraterrand. Hier, wo die Insel flach ausläuft, finden sich touristische Orte für den Badeurlaub an den berühmten schwarzen Lavasandstränden oder dem Red Beach vor seiner mächtigen, roten Bergwand in geometrischer Dreiecksform. In der Zeit vor dem Touristenboom bestimmten in erster Linie Windmühlen und Weinberge die Szenerie. Das hat sich zwar geändert, Wein wird aber nach wie vor angebaut. „Damit sie der starke Wind nicht wegweht, werden die Rebstöcke hier bodennah zu Körbchen gebunden“, erklärt Kimiatzis Dimitris von der Koutsoyannopoulos-Winzerei die Anbaumethode. 
Typisch für Santorini ist dabei der Dessertwein Vinsanto. „Die Trauben bleiben nach der Lese noch zwei Wochen in der Sonne liegen und bekommen so ihre Süße“, sagt Kimiatzis. Die funkelnde Karamellfarbe des Vinsanto gleicht dem Licht, das die Sonne bei ihrer allabendlichen Aufführung über das Örtchen Oia schüttet. Der Sonnenuntergang, der täglich die Touristenströme anzieht, gilt als einer der schönsten Griechenlands, und am Ende bekommt die Sonne für ihre Routinevorführung sogar Applaus.

Tempel und Tavernen. 
Nach dieser Abschiedsvorstellung geht es am nächsten Tag mit der Fähre nach Naxos, dem nächsten Stopp. Dort wäre die Versuchung groß, sich einfach nur ans kristallklar blaue Meer zu legen. Agios Prokopis gilt als einer der angenehmsten Strände Griechenlands – unter anderem, weil der Sand hier etwas grobkörniger ist und nicht am nassen Körper kleben bleibt. Er befindet sich wie die meisten der beliebtesten Strände mit zahlreichen Tavernen, Cafés und Apartments im Küstenrücken südlich von Naxos-Stadt, der Hauptstadt und dem Touristenzentrum der Insel. Hier steht – auf einer kleinen Halbinsel im Hafen – auch das Wahrzeichen der Insel: das alte Tor des Apollon-Tempels. Abend für Abend bietet das antike Relikt einen fotogenen Rahmen für die untergehende Sonne – für Santorini eine ernsthafte Konkurrenz. Aber der Rest des Tempels? „Der wurde von den Venezianern in der Befestigungsmauer des Kastro verbaut“, weiß Reiseführerin Kerstin Barnick – pinkfarbener Lippenstift, feste Stiefel und sehr ansteckendes Lachen – auf dem Weg durch die Altstadt, deren Gassen einem Labyrinth gleich einen Hügel hinaufführen.

An den Türschildern im Kastra-Viertel stehen immer noch venezianische Namen, und ganz oben befindet sich eine katholische Kirche. Hier ist es schon viel weniger touristisch als am Fuß des Kastro. Noch weniger Touristen trifft man – abgesehen vielleicht vom herausgeputzten Künstlerdorf Apiranthos – im Inselinneren, wo auch Kerstin in den 1980ern von Berlin aus gestrandet ist. Mit ihr als Übersetzerin und dem bärigen Griechen Manolis Sandorineas streifen wir durch das Hinterland, über die Hochebene Tragea mit Blick auf das Granitgebirge, das auf rund tausend Meter ansteigt. Manolis hat sich als leidenschaftlicher Wanderer jeden Winkel der Insel erlaufen. Das Ziel heute: zwei der drei antiken Jünglingsstatuen, die einst unvollendet mitten in der Natur gefunden wurden. „Weil sie Makel und Risse hatten, wurden sie wahrscheinlich einfach dort liegen gelassen, wo man sie einst aus dem Marmor schlug“, erklärt Manolis auf der Wanderung, auf der deutlich wird, dass Naxos nicht nur die größte, sondern auch die fruchtbarste der Kykladen ist. 
Dinieren am Strand. Tavernen auf Naxos.Dinieren am Strand. Tavernen auf Naxos. / Bild: (c) Sascha Rettig 
Grüne Weiten, Esel, Ziegen. Denn hier ist die Insel längst nicht so karg, wie man es bei der Ankunft von der Fähre aus vermuten könnte. Das Plateau ist grün, so weit das Auge reicht. Es geht vorbei an Zitronen, Orangen- und vor allem Olivenkulturen. Manolis erklärt das ausgeklügelte Bewässerungssystem, das das Wasser in mehreren Tagen ins Tal leitet, und die Heilkräuter, aus denen er selbst Salbe macht. Wir passieren Bergdörfer, stillgelegte Wassermühlen, zerfallene Olivenpressen. Männer reiten auf Eseln. Ziegen meckern auf Mauern. Und eine alte Bäuerin zeigt stolz einen alten Mühlstein in ihrem Garten, der an einen hohen, adligen Besuch aus Deutschland vor über hundert Jahren erinnert.

Am Tag nach der Wanderung erfolgt der letzte Inselhüpfer nach Paros. Die Insel, die in Sichtweite von Naxos und nur eine kurze Fährfahrt entfernt liegt, ist nicht sonderlich groß. In etwas mehr als einer Stunde lässt sie sich umrunden. Dabei entdecken wir an der Küste überall Strandbuchten – oder Orte wie Aliki, wo wir am Hafen bei einem Glas Wein, einem frischen Tsatsiki und einem Bauernsalat den winzigen Boote beim Schaukeln und den aufgehängten Oktopussen beim Trocknen in der Sonne zuschauen.

Touristen- statt Fischerdorf. Zum wohl größten Touristenmagneten neben der Hauptstadt Parikia wurde allerdings das einstige Fischerdorf Naoussa aufgerüstet. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist es um zahllose Hotels und Pensionen angeschwollen, und ausgehend vom kleinen Hafenbecken reihen sich die Tavernen, Cafés und Bars aneinander. Pittoresk ist das Örtchen dabei trotzdem noch. Deutlich beschaulicher geht es allerdings im Inselinnern zu, wo die Dörfer ein bisschen aus der Gegenwart gefallen scheinen.
In Kostos kann man bei einem Frappé im Kafeníon noch den ganzen Tag und den ruhigen Dorfalltag an sich vorbeiziehen lassen. Der Greißler hat seine Waren so altmodisch pragmatisch in die Regale gelegt wie wohl schon vor 30 Jahren. Am schönsten ist jedoch Lefkes, ein paar Kilometer weiter, wo uns eine herzliche, alte Frau nach einem kurzen Gespräch gleich eine Flasche selbst gemachten Wein in die Hände drückt.
Sie lebt dort in malerisch konservierter Zeit: leuchtend rote Blumenranken, blaue Tür- und Fensterrahmen und die Kykladenhäuser in einem Weiß, so strahlend wie der berühmte Paros-Marmor, der einst aus den antiken Marmorstollen und heute nur noch im Tagebau herausgebrochen wird. An jeder Ecke neue Eindrücke, die so typisch für Griechenland sind – und doch ist Paros dabei ein ganz eigener Kosmos. So wie jede Kykladen-Insel, von denen es auch noch einige mehr zu entdecken gäbe. Beispielsweise Milos, die Insel, die immer noch so etwas wie ein Geheimtipp ist.
Hinterhofromantik. Abkühlen unter Zitronenbäumen.Hinterhofromantik. Abkühlen unter Zitronenbäumen. / Bild: (c) Sascha Rettig 
Skurril schöne Mondlandschaften.
 Dort hat selbst der Fischerort Pollonia trotz der zahlreichen Ferienunterkünfte immer noch einen recht ursprünglichen Charme bewahrt. 1820 wurde hier von einem Bauern die Venus von Milo gefunden und kurz darauf in Richtung Louvre verschifft. Statt des Originals ist im Archäologischen Museum von Plaka nur noch eine Kopie zu sehen. Dafür kann man auf Milos genug anderes entdecken: frühchristliche Katakomben und ein römisches Theater, bunte Bootsgaragen und vor allem Spuren, die darauf hinweisen, dass es sich ebenfalls um eine Vulkaninsel handelt. Nicht nur durch Vernarbungen auf der Inselhaut, die durch den Abbau von Mineralien und Erzen entstanden. Auch durch die skurril-schönen Felsformationen wie das mondlandschaftliche Sarakiniko und die vielen Gesteinsfarben, in denen die Insel leuchtet. Um diese Seite für Touristen zugänglicher zu machen, gibt es neben dem Bergbaumuseum im Hafenort Adamas seit Kurzem auch die sogenannten Miloterranean-Walks.
Wir gehen auf Tour in den wilden Westen, wo bis heute nur ganz wenige Miloten in aller Abgeschiedenheit leben. Und so begegnet uns auch lediglich ein Ziegenhirt mit seiner Herde und seinem bellenden Hund, während die Pisten immer abenteuerlicher werden. Das Ziel sind die 1920 geschlossenen Minen am Cap Vani. Dort, ganz am äußersten Nordwestzipfel, wandern wir an Häuserruinen vorbei und schauen hinunter auf die schroffe Küste. Beeindruckender in ihrem Charme des Verfalls und noch deutlich besser erhalten sind jedoch die rostigen Überreste der in den 1950ern stillgelegten Schwefelminen in Thiorichia. In der Bucht mit dieser morbiden Szenerie gibt es sogar einen Strand – einen von vielen. Ob es 70, 73 oder sogar 75 sind, darüber sind sich die Insulaner allerdings nicht ganz einig.

ΠΗΓΗ

Trip-Info

Handwerk. Handgefertigte Ledersandalen (hier von Ananias) gehören zu jedem Griechenland-Urlaub.
Kulinarik. Erfrischend und typisch griechisch: Tsatsiki.

Santorini Restaurants. Der Ausblick auf Santorini macht süchtig – etwa von der Taverna Thalami (thalami-restaurant.gr) direkt an der Promenade in Oia. Ein Tipp: der gegrillte Tintenfisch mit würziger Fetafüllung. Auch in Fira, oberhalb des alten Hafens, bietet das Argo-Restaurant (www.argorestaurant.com) geschmackvolle Atmosphäre. Gehobene Preise.
Übernachten. Das Katikies-Hotel (www.katikies.com) liegt mitten im strahlenden Weiß frisch getünchter Häuschen, die sich in Oia in das Vulkangestein würfeln. Ebenfalls im Kykladen-Weiß-Blau wurde das Heliotopos-Hotel (www.hotel.heliotopos.net) in Imerovigli über mehrere Ebenen in den Rand der Steilküste gebaut. Günstige Alternative.

Paros Restaurants. In einer schmalen Seitengasse des Hafenortes Naoussa versteckt sich das Restaurant I Soso (Tel. +30 6974878281). Serviert wird moderne griechische Küche. Reservieren! Es gibt nur wenige Tische. Im Süden der Insel, im Küstenort Alyki, hängt der frisch gefangene Oktopus vor dem Restaurant Apoplous (Tel. + 30 2284091935), und die Tische stehen direkt am Hafen.
Übernachten. Das Hotel Kalypso (www.kalypso.gr) befindet sich am Ortsrand von Naoussa, das Zentrum ist in wenigen Gehminuten erreichbar. Das eigentliche Highlight sind aber die Lage direkt am langen Sandstrand und die familiäre Atmosphäre, mit der das liebevoll und modern eingerichtete Hotel von Georgos Bafitis geführt wird.

  Naxos Übernachten. Das Nissaki Beach (www.nissaki-beach.com) in Naxos Stadt eröffnete 1971 mit zehn Zimmern und zwei Sternen. Seitdem hat sich viel verändert. Jetzt ist das Nissaki Beach eine der wenigen Viersterneunterkünfte der Insel, direkt am flach abfallenden Meer gelegen. Auch einfachere Unterkünfte haben auf Naxos oft einen guten Standard. Das Sofia Latina (www.sofialatina.com) ist ein Zweisternehotel – schlicht, gepflegt und in unmittelbarer Nähe zum Strand. Zum Frühstück gibt es von Sohn Georgos selbst gemachte Marmeladen. Bei den Mittelklassehotels bietet sich das Astir of Naxos (www.astirofnaxos.com) an. Ruhig und außerhalb der Hauptstadt gelegen, gibt es einen großen Pool und großzügige Zimmer. Die Inhaber sprechen Englisch und Deutsch.   Restaurants. An der Hafenpromenade ist das Mezé 2 (Tel. +30 22850 26401) empfehlenswert. Typische Speisen von Naxos, z. B. lauwarmen Fischsalat, Gouna – in der Sonne getrocknete und anschließend gegrillte Makrele. Die erste Taverne der Gegend war das Vassilis (www.tavernavassilis.com). Zu den Spezialitäten zählt etwa Spetsofai, ein deftiger Wurstsalat mit Paprika. Im Inselinneren lohnt der Ort Apiranthos einen Ausflug. Dort liegt das Restaurant O Platanos (www.platanos-naxos.com). Wer Glück hat, ergattert den einen Tisch, der erhöht auf einem Vorsprung am Felsen thront. Doch auch von den Plätzen auf der Terrasse hat man einen schönen Ausblick über das Tal. Auf der Karte stehen Salate, Souvlaki-Spieße oder der Moussaka-Auflauf.

Beste Reisezeit.Ende April bis Juni; dann wieder September und Oktober. Im Sommer, also Juli und August, ist es auf den Inseln voll und heiß.

Flug. Wien nach Athen beispielsweise mit Austrian Airlines ab 340 Euro. Oder nach Santorini mit Aegean Airlines ab 370 Euro.

Fähre. Empfehlenswert sind die Fähren der Blue Star Ferries. www.bluestarferries.com

(Die Reise wurde unterstützt von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr.)

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